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Beitrag vom 17.02.2012
Lisbeth Quartett - Constant Travellers
Anne Fröhlich
Sie werden als die große Neuentdeckung der Jazzszene gefeiert und sind größtenteils gerade mal Anfang 20. Ihrer Musik hört man das jedoch keineswegs an. Das MusikerInnenquartett aus Berlin ...
... um die Saxofonistin Charlotte Greve erfüllt mit "Constant Travellers" sämtliche Hoffnungen, die es mit seinem Debüt "Grow" aus dem Jahr 2009 ordentlich in die Höhe geschraubt hatte.
Die Süddeutsche Zeitung attestierte der Band damals "ein ausgeprägtes Gespür für Melodien und einen (...) berührenden lyrischen Ton", während die Financial Times Deutschland im Erstlingswerk der MusikerInnen ein "überzeugendes Versprechen für die Zukunft" sah.
Die neue Platte schaffte es nun sogar, die allgemeine Begeisterung zu mehren. Das Magazin Jazz thing spricht beispielsweise von Momenten "voller rauschhafter Energie, wie man sie in dieser Intensität und Intimität selbst von derartigen Hoffnungsträgern kaum erwartet hätte". Die Lieder auf "Constant Travellers" sind durchgehend sehr harmonisch und entspannt. Saxofon (Charlotte Greve), Klavier (Manuel Schmiedel), Bass (Marc Muellbauer) und Schlagzeug (Moritz Baumgärtner) spielen zusammen und nicht gegeneinander. Genau das ist wohl auch das Erfolgskonzept der jungen Band: jedem Ton, jeder Melodie wird der nötige Platz eingeräumt um sich zu entfalten. Keines der Instrumente drängt sich in den Vordergrund, die Musik ist abwechslungsreich und modern, ohne gewollt kreativ zu sein.
Die MusikerInnengruppe begreift sich als gemeinsam Reisende, daher auch der Name des neuen Albums "Constant Travellers". Ihre Konzerte und Alben seien bloß Momentaufnahmen. Dazu gehöre "Mut zur Ruhe" und, so Charlotte Greve weiter: "Es geht nicht darum, leise zu sein, sondern in sich zu ruhen (...). Das Ideal ist nicht das klassische Saxofonquartett, also quasi nicht das Quadrat, sondern der Kreis, in dem keiner vorne und keiner hinten steht".
Gefunden haben sich die MusikerInnen über die Universität: Charlotte Greve, Manuel Schmiedel und Moritz Baumgärtner sind KommilitonInnen am Jazz Institut in Berlin, Marc Muellebnauer ist dort Lehrer. Alle Vier haben eine eigene Vergangenheit und sind auch außerhalb des Lisbeth Quartetts musikalisch aktiv. Muellenbauer beispielsweise ist als Mitglied des Julia-Hülsmann-Trios prominenter Vertreter der Szene. Baumgärtner dagegen hat sich auch außerhalb der Jazzszene einen Namen gemacht und tritt nebenbei mit diversen Indie-Rock- und Elektro-Bands auf, während Schmiedel als einer der meistgefragten Pianisten der Berliner Szene gilt.
Frontfrau Greve fand schon früh über die Big Band ihrer Schule zum Saxofon und zur Jazzmusik, verbrachte nach dem Abitur einige Zeit in New York und in der dortigen Musikszene und nahm schließlich ihr Jazz-Studium in Berlin auf, wo sie auf den Rest der heutigen Band traf. In der Zeit nach dem erfolgreichen Debüt spielte sie einige Konzerte im In- und Ausland und gewann unter anderem den "JazzBaltica Förderpreis 2010".
AVIVA-Tipp: Das Lisbeth Quartett wird nicht ohne Grund als eine der größten Jazzbands von morgen gefeiert – groß sind sie allerdings schon heute. "Constant Travellers" ist ein Genuss für KennerInnen der Szene und dank der unaufgeregten Lässigkeit und der entspannten Melodien gleichzeitig eine gute Einstiegsdroge für Neuzugänge.
Lisbeth Quartett
Constant Travellers
Traumton Records/Indigo
VÖ: 28. Oktober 2011
Lisbeth Quartett im Netz:
www.charlottegreve.de/lisbethquartett